Baumwolle 3: Gibt es Hoffnung?
Man könnte meinen, dass es keine Lösung für die riesigen Probleme in der Baumwollindustrie gibt. Als Alternative hat sich der Anbau von Biobaumwolle in den letzten Jahren jedoch etabliert. Dieser Artikel beschreibt die Vorteile des ökologischen Anbaus von Baumwolle und zeigt anhand eines Beispiels die positiven Auswirkungen für einen indischen Kleinbauern.
In meinem vorherigen Post zum Anbau von Baumwolle werden einige Probleme offensichtlich.
- Anbau in Monokulturen
- Riesiger Wasserverbrauch
- Einsatz von wahnsinnigen Mengen an Insektiziden und Pestiziden
- Kinderarbeit und Ausbeutung
Anbau von Biobaumwolle
Die biologische Landwirtschaft unterliegt strengen Richtlinien, so auch der Anbau von Biobaumwolle.
In der biologischen Landwirtschaft wird die Fruchtfolge eingehalten. Im Wechsel mit Sojabohnen, Erdnüssen und Linsen werden die Baumwollpflanzen angebaut. Dies trägt nicht nur dazu bei, dass der Boden fruchtbar bleibt, sondern dass die Pflanzen deutlich robuster gegen Schädlinge und Pflanzenerkrankungen sind. Schädlinge haben es deutlich schwerer, sich auszubreiten. Zudem wird die Artenvielfalt gestärkt und der Boden sowie das Grundwasser bleiben intakt. Gedüngt wird mit Kompost oder Jauche.
Der biologische Landbau ist aufwändig. Unkraut und Ungeziefer werden in Handarbeit entfernt und der Einsatz von Nützlingen ersetzt den breitflächigen Einsatz von Pestiziden und Insektiziden. Chemische Entlaubungsmittel, wie sie beim konventionellen Baumwollanbau verwendet werden, sind im ökologischen Landbau verboten. Die Ernte geschieht von Hand und nur die reifen Pflanzen werden geerntet.
Der Wasserverbrauch ist auch beim Anbau von Biobaumwolle nicht ganz unproblematisch. Durch Schulungen der Bauern, die Verwendung von Regenwasser sowie den Einsatz von gentechnisch nicht veränderten Pflanzen kann der Wasserverbrauch bis zu 90% reduziert werden. Eine grosse Rolle spielt hierbei auch der Boden. Denn der humusreiche Boden kann deutlich mehr Wasser speichern.
Beispiel Indischer Biobauer
Der indische Biobauer Anirudhda Halve bewirtschaftet 2,8 Hektar Land im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Sein Vater stellte mithilfe der Organisation BioRe India Association auf ökologische Landwirtschaft um, nachdem seine Ackerflächen ihre Fruchtbarkeit verloren hatten. Zudem stieg die Krebsrate der Bauern stark an und die Ausgaben für Dünger und Pflanzenschutzmittel zwangen viele Bauern zum Aufgeben. Anirudhda Halve berichtet, dass sein Boden seit der Umstellung deutlich lockerer geworden ist. Die Pflanzen müssen weniger gewässert werden und er spart durch die eigene Herstellung von ökologischen Pflanzenschutzmitteln viel Geld ein.
Anirudhda Halve baut nebst Baumwolle auch Linsen und Sojabohnen an. Um seine Tiere (Kühe, Kälber und Büffel) kümmert er sich jeden Morgen als Erstes. Seine Tage sind lang und anstrengend. Er arbeitet meist alleine, während der Erntezeit greift er jedoch auf Erntehelfer zurück. Er ist so unabhängig vom Markt, dass er seine Ernte erst dann verkauft, wenn die Preise gut sind. Der Anbau von Biobaumwolle ermöglicht Anirudhda Halve ein stabiles Auskommen für sich und seine Familie und schont zudem die Ressourcen und sichert die Artenvielfalt.
Steigende Nachfrage
Der Anteil der Biobaumwolle ist zwar mit 250'000 Tonnen Baumwollfasern (1% Anteil) noch sehr klein. Die Produktion von Biobaumwolle ist jedoch auf Wachstumskurs. 2020 wuchs die Produktion im fünften Jahr in Folge um über 30%. Der Trend zeigt also klar aufwärts, so dass es bisweilen zu Lieferengpässen kommt.
Fazit
Die Vorteile der Biobaumwolle liegen auf der Hand. Die steigende Nachfrage lässt hoffen, dass eventuell doch ein Umdenken stattfinden könnte. Auch ich als Konsumentin kann diesen Wandel unterstützen. Meine Wahl zu "besser" in einer Welt ohne "perfekt" kann daher den Unterschied machen. Übrigens: Polyester (und auch herkömmliche Viskose) sind keine schlauen Alternativen. Denn die Treibhausemissionen für Polyesterfasern sind fast 3-mal höher als bei konventioneller Baumwolle und über 5-mal höher als bei Biobaumwolle!
Tips
Muss ich jetzt meinen Kleiderschrank ausräumen und alle Kleidungsstücke wegschmeissen, die nicht aus Biobaumwolle hergestellt sind? Nein! Hier sind einige einfache Tips, die den Kleiderschrank längerfristig nachhaltig machen:
- Wir tragen die Kleidung länger
- Wir kaufen weniger, dafür aber besser: zeitlose und gut verarbeitete Kleidung
- Wir bringen Kleidung, die nicht mehr passt, zur Kleiderbörse. Diese spendet in vielen Fällen die nicht verkaufte Ware in osteuropäische Länder
- Wir schauen auf die Materialzusammensetzung und wählen wo möglich Biobaumwolle, auf Polyester verzichten wir wo es geht
- Dies sind vertrauenswürdige Siegel: GOTS, Blauer Engel, Fairtrade Textilstandard, IVN Best
Warum das Siegel "Oekotex Standard 100" nicht in dieser Liste auftaucht, erfährst Du im nächsten Artikel!
Quellen:
- https://saubere-kleidung.de/: Factsheet Bio-Baumwolle, 2022
- https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/woher-stammt-mein-shirt
- Organic Cotton: One of the most important choices you can make for the environment
- https://www.oekolandbau.de/bio-im-alltag/einkaufen-und-kochen/produktinfos/mode-und-textilien/bio-baumwolle-fruchtet/
- https://www.grundstoff.net/bio-baumwolle